GML16

Titel: Mediale Lernangebote für beruflich Qualifizierte in der Studieneingangsphase

Referentin

Heike Karolyi, FernUniversität in Hagen

Die FernUniversität in Hagen ist gemessen an der Zahl der Studierenden nicht nur die größte, sondern darüber hinaus auch einzige staatliche Fernuniversität in Deutschland. Seit Jahrzehnten werden daher Studieninteressierte angesprochen, die aufgrund ihrer beruflichen, privaten oder gesundheitlichen Situation ein hohes Maß an zeitlicher und örtlicher Flexibilität im Gegensatz zum klassischen Präsenzstudium benötigen. Der virtuelle Studienplatz, die Lernplattform Moodle, Adobe Connect als virtuelles Klassenzimmer, Mahara zur Erstellung studentischer Portfolios, Comment Press, Apps, und weitere sind alltägliche Begleiter und gleichzeitig Voraussetzung für eine gelingende Fernlehre von heute. Diese aktiv genutzten Tools werden stetig weiter entwickelt, aktualisiert und in der Lehre an der Fernuniversität in Hagen regelmäßig überarbeitet oder neu gestaltet.

Durch den Beschluss der Kultusministerkonferenz im Jahre 2009 und der damit erfolgten Öffnung der Hochschulen für Bewerber ohne traditionelle Hochschulzugangsberechtigung, erweiterte sich die ohnehin schon heterogene Studierendenschaft um diejenigen, die den Zugang zur Hochschule über ihre berufliche Qualifikation fanden. Mittlerweile ist jeder dritte Studienanfänger an der FernUniversität den beruflich Qualifizierten zuzuordnen. Um den besonderen Bedürfnissen dieser neuen Klientel gerecht zu werden wurde das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „BQ“ initiiert, im Rahmen dessen didaktische Leitlinien entwickelt und in zielgruppenspezifischen, multimedialen Vor- und Brückenkursen erprobt werden. Das berufliche Vorwissen wird als wertvolle Ressource betrachtet und soll daher anschlussfähig in der Lehre und somit darüber hinaus als Mehrwert für alle Studierenden nutzbar gemacht werden. Gleichfalls wird auch ein Schwerpunkt darauf gesetzt, die Enkulturation in die Fachkultur durch gezielte Lernarrangements zu fördern und auf diese Weise Unterstützung bei der Umstellung von induktiv-problemorientierter Denkweise innerhalb konkreter Arbeitsprozesse auf wissenschaftlich-theoretische Fragestellungen zu leisten. Ein weiteres didaktisches Element zur Vermeidung von Studienabbrüchen stellt die Förderung von Selbstwirksamkeit dar. Umgesetzt wird dies z. B. in Form eines Onboardings und ein Konzept zum Wissenstransfer. Das Onboarding zielt darauf ab, den Studierenden von Studienbeginn an ein Bewusstsein zu Studienzielen, den konkreten Erwartungen sowie Anforderungen eines universitären Studiums bewusst zu machen. Neben einer Anleitung zur Einrichtung einer persönlichen, digitalen Lernumgebung sollen Studierende lernen sich selbst individuelle Teilziele zu setzen und diese in der ersten Studienphase umzusetzen. Damit werden die Studierenden bei der Entwicklung wichtiger Metakompetenzen zur individuellen Selbstorganisation im Lernalltag unterstützt. Die Erreichung von selbstgesetzten Teilzielen resultiert automatisch in einem Bewusstsein der eigenen Selbstwirksamkeit. Damit wird ein Ansatz verfolgt, der die curricularen Anforderungen in Umfang und Qualität nicht weiter herunterbricht, sondern an der Studierfähigkeit ansetzt. Durch eine Verknüpfung zu bereits bestehenden und systematisch erweiterten Übungssystemen werden die Studierenden dabei zu konkreten Angeboten geleitet. Ein weiteres Konzept befasst sich mit der Erarbeitung der beruflich-theoretischen Wissenssynthese und soll zukünftig im Rahmen kleinerer virtueller Lerngruppen und Lerntandems stattfinden. Die heterogene berufliche Vorbildung der Studierenden erfordert dazu Studienmaterial, welches von der Theorie ausgehend berufliche Aspekte vergleichend reflektierend einbezieht und Studierende auffordert Beispiele aus ihrem beruflichen Umfeld individuell heranzuziehen. Damit wird die Umstellung von induktiv-problemorientierter Denkweise innerhalb konkreter Arbeitsprozesse auf wissenschaftlich-theoretische Fragestellungen durch eine retrospektive Selbstreflektion gezielt und gleichzeitig individuell unterstützt. 

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